Philosophie Album

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Epikur

 

Jedes lebende Wesen strebt, sobald es geboren ist, nach Lust und freut sich daran als dem höchsten Gut.

 

Das schauerlichste Übel, der Tod geht uns nichts an, weil, solange wir sind, der Tod nicht da ist; ist er aber da, so sind wir nicht mehr.

 

Weder soll ein junger Mensch zögern, sich mit Philosophie zu befassen, noch soll ein alter Mensch damit aufhören. Denn niemand ist zu jung oder zu alt für das, was der Seele gut tut. Wer aber behauptet, die Zeit zum Philosophieren sei noch nicht gekommen oder bereits verstrichen, gleicht dem, der sagt, die rechte Zeit für das Glück sei nicht oder nicht mehr da.

 

Und da die Freude das erste und angeborene Gut ist, wählen wir nicht einfach jede Freude, sondern es gibt auch Freuden, die wir übergehen, wenn sich für uns eine grössere Unannehmlichkeit aus ihnen ergeben würde. Andererseits gibt es zahlreiche Schmerzen, die wir vorziehen, weil für uns eine grössere Freude folgen wird, nachdem wir die Schmerzen eine lange Zeit ertragen haben. Zwar ist jede Freude ihrer eigenen Natur nach etwas Gutes, trotzdem soll man sich nicht für jede Freude entscheiden. Genauso ist auch jeder Schmerz ein Übel, das aber nicht in jedem Fall vermieden werden soll. Keine Freude ist an sich ein Übel. Aber was bestimmte Genüsse verschafft, zieht Lästiges nach sich, das viel grösser ist als der Genuss.

 

Wir müssen uns befreien aus dem Gefängnis der alltäglichen Geschäfte und der Politik. Der Weise wird sich nicht an der Politik beteiligen und nicht Herrscher sein wollen.

 

Es gibt keine Gerechtigkeit an sich, vielmehr entsteht an jedem Ort zu irgendeiner Zeit im Zusammenleben eine Vereinbarung, sich gegenseitig nicht zu schaden und nicht schaden zu lassen.

 

Der Anfang von allem und das grösste Gut aber ist die Vernunft. Die Vernunft ist deshalb noch wertvoller als die Philosophie, weil aus ihr alle übrigen Tugenden erwachsen. Die Vernunft lehrt nämlich, dass es kein angenehmes Leben gibt, wenn es nicht vernünftig und gut und gerecht ist, und auch kein vernünftiges und gutes und gerechtes, das nicht angenehm ist.

 

Einem Unglück muss man begegnen mit der dankbaren Erinnerung an das Verlorene und der Erkenntnis, dass sich das Geschehene nicht ungeschehen machen lässt.

 

Es gibt auch im kargen Leben ein Masshalten. Wer dies nicht beachtet, erleidet Ähnliches wie derjenige, der in Masslosigkeit verfällt.

 

Tue nichts im Leben, das dich mit Angst erfüllt, wenn es dein Nachbar entdeckt.

 

Wir halten auch die Selbstgenügsamkeit für ein grosses Gut, nicht damit wir uns einfach mit Wenigem begnügen, sondern damit wir uns, sollte das Viele mal fehlen, auch am Wenigen erfreuen können, weil wir in unserem Innersten überzeugt sind, dass diejenigen den Luxus am besten geniessen, die ihn am wenigsten nötig haben, und dass das Natürliche bequem zu beschaffen ist, das Überflüssige aber schwer. Wenn das schmerzhafte Hungergefühl erst einmal beseitigt ist, gewähren die einfachen Suppen die gleiche Freude wie ein üppiges Mahl. Und Gerstenbrot und Wasser sind der Gipfel der Freude, wenn ein Hungriger sie geniesst. Die Gewöhnung an einfache und nicht üppige Mahlzeiten trägt zur Gesundheit bei, stärkt den Menschen für die Anforderungen des Lebens, macht uns aufnahmefähiger für den Luxus, der in Abständen auf uns zukommt, und furchtlos gegenüber dem Schicksal.

 

Von den Trieben sind die einen natürlich und notwendig, die anderen natürlich und nicht notwendig, weitere weder natürlich noch notwendig, sondern einer haltlosen Ansicht entsprungen. Diejenigen natürlichen Triebe, die nicht zu Schmerzen führen, wenn sie nicht erfüllt werden, aber doch ein drängendes Gefühl der Unzufriedenheit hinterlassen, diese Triebe sind aus haltlosen Ansichten entsprungen. Sie werden nicht wegen ihrer eigenen Natur nicht abgeschüttelt, sondern wegen der Neigung des Menschen zu haltlosen Ansichten.

 


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