Philosophie Album

  •  Ludwig Feuerbach

Ludwig Feuerbach

 

Gott war mein erster Gedanke, die Vernunft mein zweiter, der Mensch mein dritter und letzter Gedanke.

 

Der Zweck meiner Schriften ist: die Menschen aus Theologen zu Anthropologen, aus Theophilen zu Philanthropen, aus Kandidaten des Jenseits zu Studenten des Diesseits, aus religiösen und politischen Kammerdienern der himmlischen und irdischen Monarchie und Aristokratie zu freien, selbstbewussten Bürgern der Erde zu machen.

 

Die Philosophie muss sich wieder mit der Naturwissenschaft, die Naturwissenschaft mit der Philosophie verbinden. Diese auf gegenseitiges Bedürfnis, auf innere Notwendigkeit gegründete Verbindung wird dauerhafter, glücklicher und fruchtbarer sein als die bisherige Mesalliance zwischen der Philosophie und Theologie.

 

Was man wahrhaft studieren will, mit dem muss man identisch sein, wenigstens eine Zeit lang. Mit Hegel muss man Hegel, mit Leibniz Leibniz, mit Spinoza Spinozist werden. Wer seinen Verstand nur gegen Etwas gewendet, der kennt nie den wahren Verstand desselben. Ausserdem behandelst du jene Philosophen bloss als Historiker, als Gelehrter, nicht als wesensgleiche Philosophen.

 

Der Philosoph muss das im Menschen, was nicht philosophiert, was vielmehr gegen die Philosophie ist, dem abstrakten Denken opponiert, das also, was bei Hegel nur zur Anmerkung herabgesetzt ist, in den Text der Philosophie aufnehmen. Nur so wird die Philosophie zu einer universalen, gegensatzlosen, unwiderleglichen, unwiderstehlichen Macht. Die Philosophie hat daher nicht mit sich, sondern mit ihrer Antithese, mit der Nichtphilosophie, zu beginnen. Dieses vom Denken unterschiedene, unphilosophische, absolut antischolastische Wesen in uns ist das Prinzip des Sensualismus.

 

Widerlegen ist sehr leicht; aber verstehen sehr schwer.

 

Mann und Weib sind nicht nur leiblich, sondern auch geistig unterschieden; aber folgt aus diesem Unterschied Unterordnung, Ausschliessung des Weibes von geistigen und allgemeinen, nicht nur häuslichen Beschäftigungen? Lassen wir die Frauen nur auch politisieren! Sie werden gewiss ebensogut wie wir Männer Politiker sein, nur Politiker anderer Art, vielleicht selbst besserer Art als wir.

 

Einst war mir das Denken Zweck des Lebens, aber jetzt ist mir das Leben Zweck des Denkens.

 

Die Philosophie zur Sache der Menschheit zu machen, das war mein erstes Bestreben. Aber wer einmal diesen Weg einschlägt, kommt notwendig zuletzt dahin, den Menschen zur Sache der Philosophie zu machen und die Philosophie selbst aufzuheben; denn sie wird nur dadurch Sache der Menschheit, dass sie eben aufhört, Philosophie zu sein.

 

Der Atheismus galt und gilt noch jetzt für die Verneinung aller Moralprinzipien, aller sittlichen Gründe und Bande: wenn Gott nicht ist, so hebt sich aller Unterschied zwischen Gut und Böse, Tugend und Laster auf. Der Unterschied liegt also nur an der Existenz Gottes, die Wahrheit der Tugend nicht in ihr selbst, sondern ausser ihr. Allerdings wird also an die Existenz Gottes die Existenz der Tugend angeknüpft, aber nicht aus tugendhafter Gesinnung, nicht aus Überzeugung von dem inneren Wert und Gehalt der Tugend. Im Gegenteile, der Glaube an Gott, als die notwendige Bedingung der Tugend, ist der Glaube an die Nichtigkeit der Tugend für sich selbst.


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